SOMMERPAUSE
Bis 08.08. sind wir in der Sommerpause. Die nächste Ausstellung "Günter Schöllkopf (1935-1979). Exzentrischer Exeget der Weltliteratur & Meister der Radierung" startet am Samstag, den 09. August.
09.08.-04.09.2025
Günter Schöllkopf
(1935-1979)
Exzentrischer Exeget der Weltliteratur & Meister der Radierung
Vernissage
Samstag 09.08. 18:00-21:00 | 19:00 Offizielles Grußwort
Das graphische Werk von Günter Schöllkopf, geboren 1935 in Stuttgart, hinterlässt uns die Vorstellung eines wissbegierigen, politischen, in der Radierung begnadeten Künstlers und Denkers mit einer brodelnden Phantasie. Bereits im Alter von zehn Jahren erhielt er Privatunterricht von Max Ackermann, mit 22 beendete er sein Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Als er mit 44 Jahren stirbt, hinterlässt er ein Gesamtwerk von ungefähr 1000 Arbeiten, das sich mit Inhalten aus Weltliteratur, Musik, Geschichte und Politik auseinandersetzt.
In der Ausstellung zu sehen sind Blätter aus den Zyklen Zu Balzac, Don Quichote, François Villon, zu antiken Mythen und Märchen sowie drei seiner seltenen Gemälde. Hinter der Darstellung der Themen, denen die Zyklen gewidmet sind, lässt sich ein wucherndes Wurzelsystem von Bezügen entdecken, das alle Bilder, alle Figuren miteinander verbindet. Schöllkopf interessiert nicht die Bestätigung vorgegebener Ordnungen und Interpretationen, schon gar nicht deren Illustration. Vielmehr wollte er in seinen kaleidoskophaften, doppelbödigen Bildwelten kollektive Aussageverknüpfungen erreichen, die das Denken von Plus und Minus, von Autoritäten und Ideologien befreien.
Die frühen Zyklen wie Zu Balzac und Ost-West fertigte Schöllkopf im Alter von 17 Jahren, ein junger Mann voll Tatendrang, herausforderndem Geist, aufbegehrend gegen überkommene Strukturen und ringend mit inneren Widersprüchen. In der Druckgraphik und Zeichnung fand er seine Sprache und schuf damit seinem Wissen und Denken einen Bilderkosmos — insbesondere in der Radierung: „Ich bin ein Mann des Metalls“, schreibt er in seinen Tagebüchern (Sammlung Deutsches Literaturarchiv Marbach).
Schöllkopf, Ironiker und passionierter Pokerspieler, hatte einen Sinn für Eulenspiegeleien, Irrfahrten und Narrenspiele, die in seinen Graphiken in „berauschenden Kapriolen dahersprudeln und sich im späteren Werk ergießen in den breiten und gelassen dahinfließenden Strom seiner melancholisch-heiteren, sehnsuchtsvoll-ironischen, logisch-verrätselten Bilder aus dem Leben berühmter Männer und Frauen. Alle Einzelarbeiten zusammengenommen verdeutlichen Schöllkopfs Kulturanalyse und Kulturzertrümmerung. Seine Geschichten aus der Geschichte stellen die gewohnten Seh- und Denkweisen auf den Kopf (Idealismus), auf die Füße (Materialismus) und auf das Selbst (Wunschökonomie).“[1]
„Ich bin ein Citoyen, ich schlage mich recht durch, ich esse und saufe, ich fliege und will alles.“ (Schöllkopf 1978)
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[1] Rudolf Greiner, in: Günter Schöllkopf. Werkverzeichnis, hg.v. R. Greiner und Hellmuth Müller, Verlag Gerd Hatje, Stuttgart 1981, S.11f.