13.02.-29.03.2025

Gudrun Brüne

Blumenball und Puppensträuße

Gudrun Bruene, feinart berlin, puppen, malerei, bernhard heisig, ausstellung, maria wirth

Vernissage
Donnerstag 13. Februar 18:00-21:00 | 19:00 Grußwort von Dr. Petra Lange

Was ist der Mensch? Ein leicht zu manipulierendes kognitives System? Biochemischer Apparat, sich stetig optimierende Kulturmaschine, Herdentier? Diese Fragen sind so aktuell wie doch überraschend, werden sie uns von Werken der 1941 geborenen Malerin Gudrun Brüne gestellt. 
Während ihr Ehemann Bernhard Heisig (†2011), einer der großen Gründungsmitglieder der Leipziger Schule in der DDR, in diesem Jahr zu seinem 100-jährigen Geburtstag gefeiert wird, wollten wir Gudrun Brüne, einer der wenigen weiblichen Vertreterinnen dieser Gruppe, zu ihren Lebzeiten eine Einzelausstellung in ihrer Geburtsstadt Berlin widmen. Gudrun Brüne verstarb am 25. Januar. Dass sie ihre Ausstellung nicht mehr erleben kann, berührt uns zutiefst. Die Ausstellung ist nun eine Gedenkausstellung.


Gudrun Brünes realistischer Stil folgt dem handwerklichen Anspruch der Leipziger Schule wie auch deren Selbstverständnis des Künstlers als aufmerksamem Beobachter der Gesellschaft. Anfang der 1980er fand die „Grande Dame der Leipziger Schule“ mit der Entdeckung von Puppen- und Maskenmotiven ihre unverkennbare Bildsprache. Ihre Puppengemälde sind allegorische Portraits des Menschen; die Masken Dingsymbole für Verheimlichung und Schein. Man könnte meinen, dass ihre Bilder spiegeln, was aus uns werde, wenn wir uns blind den launenhaften Moden, Rollenbildern und Entertainments der Zeit überlassen.


Masken verbergen die Wirklichkeit, mimen Identität. Puppen fungieren als Alter Ego des Menschen, an dem er Wunschvorstellungen und Sehnsüchte abarbeitet. Projektionskörper von Fantasien. Das in den Werken auftauchende memento mori mag die Verkleidung dessen sein, worum es der Künstlerin eigentlich geht: das Bewusstsein über das Leben und seinen fragilen Wert, und, vor diesem Hintergrund, der Sinn des Menschen im gesellschaftspolitischen Spiel. Gudrun Brüne legt ihren Finger in eine offene Wunde.

Auch die Blumensträuße, die ihren künstlerischen Weg kontinuierlich begleiten, gehören in diesen Themenkreis. Man müsse sich, so Brüne, beim Malen der Stillleben stets beeilen, denn Blumen welken, das Leben verrinnt schnell. Dieser Gedanke fand stets Eingang in ihre akribische Arbeit mit den realen Vorbildern.


Aber es gibt noch eine andere Seite. Die Puppen, die Gudrun Brüne Modell sitzen, sind mittlerweile Zeuginnen einer vergangenen Zeit. Es handelt sich nicht um Erzeugnisse industrieller Massenproduktion (Barbies kamen für die Malerin nie als Modelle infrage) sondern um Exemplare, die man heute nur noch sammeln kann — und nostalgisch lieben. Die Spuren ihrer Geschichten tragen sie in Gestalt von Farbkratzern, Haarausfall oder losen, geflickten Gliedmaßen mit einer Mischung aus Gleichgültigkeit und Stolz. 

Die moderne Welt kennt immer mindestens zwei Wahrheiten und unzählige Fassaden, hinter denen sich die Eine verbirgt. Wie wäre es, die Masken fallen zu lassen?


Unser ausdrücklicher Dank gilt Johanna von Koppenfels, die es möglich gemacht hat, dass die Ausstellung ihrer Mutter wie geplant stattfinden kann.


Über die Künstlerin

Am 15. März 1941 in Berlin geboren, verliert Gudrun Brüne 1943 ihren Vater bei einem U-Boot-Einsatz im Zweiten Weltkrieg. 1956 beginnt der berufliche Werdegang mit einer Buchbinderlehre in Pößneck, Thüringen. 1961 folgt das Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig mit Diplomabschluss 1966. Danach arbeitet sie in Leipzig als freischaffende Künstlerin unter zeitweiser Mitarbeit im Atelier von Bernhard Heisig. Ab 1979 lehrt Gudrun Brüne als Dozentin für Malerei und Graphik an der Hochschule Burg Giebichenstein Halle (Saale). 1987 erhält sie den Kunstpreis der DDR. Nach der Heirat mit Bernhard Heisig 1991 beginnt der Bau des Atelierhauses in Strodehne, Havelland, wo sie nach Heisigs Tod 2011 lebt und arbeitet. 

Ihre Arbeiten sind seit 1969 in Ausstellungen präsent, darunter zunächst alle DDR-Kunstausstellungen in Dresden und größere Ausstellungen in Ost- und West-Berlin, sowie (über die Wende hinaus) im Ausland: Moskau, Kiew, Warschau, Budapest, Bukarest, Helsinki, Stockholm, Prag, Paris, London, Oxford ,Cambridge. 1988 wird sie in der Venedig Biennale gezeigt, 1993 in der Triennale für Realistische Kunst im Gropiusbau Berlin. In den 1990er Jahren folgen verschiedene Kunstmessen in den USA (New York, Chicago, San Francisco), 2004 eine Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie Berlin und 2017 im Museum Barberini Potsdam. 2021 finden anlässlich des 80. Geburtstages Ausstellungen im Museumshaus Güldener Arm Potsdam sowie, kuratiert von Dr. Petra Lange, im Schloss Ribbeck im Havelland statt. Werke in öffentlichen Sammlungen: Galerie Neue Meister Dresden, Neue Nationalgalerie Berlin, Puschkin-Museum Moskau, Museum der bildenden Künste Leipzig, Sammlung Ludwig, Kunsthistorisches Museum Magdeburg u.a.


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